SOK AKTUELL
Informationsdienst der Kommission Kirche und Gesellschaft der Serbischen Orthodoxen Diözese für Mitteleuropa
25. Juli 2008
Neuer Religionsminister empfängt Segen des Patriarchen
Kosovo-Metohija: Totenandacht für serbische Opfer
Belgrad: Kirche und Staat arbeiten in Kosovo-Frage zusammen
Sarajevo: Kardinal Puljic bei Metropolit Nikolaj
SOK fordert Religionsunterricht an Mittelschulen in der Republik Srpska
Karadzic-Verhaftung: Unterschiedliche Reaktionen aus der Römisch-katholischen Kirche
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Neuer Religionsminister empfängt Segen des Patriarchen
(BELGRAD) Der Religionsminister in der neuen serbischen Regierung, Professor Bogoljub Sijakovic, besuchte am verangenen Dienstag den Serbischen Patriarchen Pavle I. im Belgrader Militärkrankenhaus. Der neue Minister bekam den Segen des Patriarchen für die Ausübung seines neuen Amtes und hielt sich mit dem Oberhaupt der Serbischen Orthodoxen Kirche (SOK) im kurzen Gespräch auf. Zuvor hatte der Minister an der Hl. Liturgie in der Hl.-Simeon-Kapelle am Belgrader Patriarchatssitz teilgenommen. Die Hl. Liturgie hatte der Stellvertreter des Patriarchen, Metropolit Amfilohije von Montenegro, zelebriert.
Der Philosophieprofessor Bogoljub Sijakovic war Religionsminister bereits in der ersten demokratischen Regierung Serbien-Montenegros. Er unterrichtet an der Orthodoxen Theologischen Fakultät der Universität Belgrad. Die neue Regierung Serbiens wurde aus demokratischen, proeuropäischen Kräften des Landes formiert.
Sijakovic war als Minister und Professor der Theologischen Fakultät Belgrad bereits meherere Male Gast der Serbischen Orthodoxen Diözese Mitteleuropa. Er nahm an mehreren Serbien-Tagungen teil, die die Diözese zusammen mit der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) der Römisch-katholischen Kirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in den vergangenen Jahren in Berlin veranstaltet hatte.
Kosovo-Metohija: Totenandacht für serbische Opfer
(KLOSTER VISOKI DECANI) Am vergangenen Mittwoch wurde in der Ortschaft Staro Gacko im Kosovo-Metohija der 14 serbischen Zivilisten gedacht, die vor neun Jahren während der Erntearbeit getöten worden waren. Da die Angehörigen der Opfer Angst vor Minen auf dem Friedhof hatten, wurden bei einer Gedenktafel Kerzen angezündet und Kränze niedergelegt. Die Angehörigen berichteten laut KiM Radio, dass es ihnen schwer falle, dass die Täter nicht gefasst worden seien sowie dass sie die Gräber der Opfer nicht besuchen können.
Nach der Totenandacht sprach der Diözesanbischof Artemije von Raszien-Prizren und Kosovo-Metohija zu den Versammelten und sagte, dass das Massaker ein großer Schlag für die Verwandten gewesen sei sowie dass es das Überleben der Menschen im Dorf in Frage gestellt hätte. Er lobte diejenigen, die in Ihren Häusern geblieben seien. Hätten alle das Dorf verlassen, wäre das die größte Freude für die Verbrecher, die die Serben getötet hätten, so der Bischof.
Von den institutionellen Vertretern im Kosovo-Metohija hat lediglich die serbische Bürgermeisterin von Lipljan, Suzana Stankovic, an der Totenandacht in Staro Gacko teilgenommen.
Am 23. Juli 1999 wurden während der Ernte 14 Serben aus Staro Gacko auf ihren Feldern getötet. Unter ihnen war auch ein 16-jähriger Junge. Wegen des Massenmordes ist bisher nur Malzum Bitici aus Veliki Alas bei Lipljan verhaftet worden. Den Fall übernahm die UNO-Verwaltung im Kosovo-Metohija (UNMiK), es kam aber nach einem Monat, den Bitici in Untersuchungshaft verbracht hatte, nicht zu einer Verurteilung. Bitici steht ebenfalls unter Verdacht, die Serbin Milena Stojanovic aus Veliki Alas getötet zu haben. Dieser Mord war der Grund, dass einige Tage später alle Serben des Dorfes die Ortschaft verlassen haben.
Belgrad: Kirche und Staat arbeiten in Kosovo-Frage zusammen
(BELGRAD) In der serbischen Hauptstadt fand am vergangenen Donnerstag ein Treffen von hohen Vertretern der SOK und des serbischen Staates. Im Namen der Kirche nahmen Metropolit Amfilohije von Montenegro als Stellvertreter von Patriarch Pavle, Bischof Artemije von Raszien-Prizren als Diözesanbischof für Kosovo-Metohija und sein Vikar, Bischof Teodosije von Lipljan, Abt des Klosters Visoki Decani und Vertreter der SOK in der Europarat-Kommission für den Wiederaufbau von Kirchen und Klöstern am Treffen teil. Die neu formierte Regierung Serbiens vertraten der Minister für Kosovo-Metohija Goran Bogdanovic, der Religionsminister Professor Bogoljub Sijakovic sowie der Kulturminister Nebojsa Bradic. Es wurde vereinbart, dass sich das Ministerium für Kosovo-Metohija mit der Rückkehr der serbischen Bevölkerung in die Provinz beschäftigen solle, während das Kulturministerium für den Wiederaufbau des religiösen und kulturellen Erbes zuständig sein werde. Das Religionsministerium werde sich mit dem Leben der SOK im Kosovo-Metohija befassen, konkret mit der Arbeit der Diözese von Raszien-Prizren und des Patriarchatsklosters von Pec, das unmittelbar dem Serbischen Patriarchen untersteht und von der Diözesanstruktur exemt ist.
In einer Mitteilung wird betont, das Kosovo-Metohija sei ein Anliegen der gesamten SOK, genauso wie es ein Anliegen des gesamten serbischen Staates sei. Aus diesem Grunde sei die Koordination der Arbeit mit der dem Patriarchen unterstehenden Erzdiözese Pec, dem Bischof von Raszien-Prizren und dem Ausschuss für Kosovo-Metohija der SOK, dessen Vorsitzender Metropolit Amfilohije ist, nötig.
Auf dem nächsten Staat-Kirche-Treffen sollen die Ziele der künftigen Arbeit formuliert werden. Die drei Ministerien sollen Lösungsvorschäge in Bezug auf Probleme in ihren Ressorts vorbereiten.
Sarajevo: Kardinal Puljic bei Metropolit Nikolaj
(SARAJEVO) Metropolit Nikolaj von Dabar-Bosnien hat am vergangenen Dienstag den römisch-katholischen Erzbischof von Vrhbosna (Sarajevo), Vinko Kardinal Puljic, empfangen. Kardinal Puljic informierte den Metropoliten über den Vorschlag der römisch-katholischen Bischofkonferenz Bosnien-Herzegowinas, dass anlässlich des 2000-jährigen Jubiläums der Geburt des Hl. Apostels Paulus ein Treffen der Bischöfe der SOK und der Römisch-katholischen Kirche in diesem Land organisiert werden solle. Die Bischofskonferenz schlägt vor, dass eine Kommission formiert werden solle, die in Zukunft als Verbindung zwischen den orthodoxen und den römisch-katholischen Bischöfen in Bosnien-Herzegowina fungieren würde.
SOK fordert Religionsunterricht an Mittelschulen in der Republik Srpska
(BIJELJINA) Bischof Vasilije von Zvornik-Tuzla hat im Namen der Bischöfe der SOK in Bosnien-Herzegowina offiziell die Einführung des Religionsunterrichts in Mittelschulen in der Republik Srpska, dem serbischen Teil des Landes, gefordert. In einem Brief an den Parlamentspräsidenten der Srpska, Igor Radojicic, verlangte er, dass das Fach an den Mittelschulen mit einer Wochenstunde vertreten werde. Der Bischof stellte seine Forderung in den Kontext der laufenden parlamentarischen Debatte über die Ausbildung an Mittelschulen (9.-12. Klasse). In der Begründung des Antrages schrieb Bischof Vasilije, dass der Religionsunterricht bereits in der Grundschulsausbildung (1.-8. Klasse) «mehr als erwartete Ergebnisse» erzielt habe. Nach seinem Dafürhalten würde die Fortsetzung des Religionsunterrichts an Mittelschulen einen «großen Beitrag zur adäquaten Formierung der jungen Persönlichkeit» leisten. Der Bischof erinnerte daran, dass der Religionsunterricht an Mittelschulen in beinahe allen Ländern des ehemaligen Jugoslawiens vertreten sei. In der Föderation Bosnien-Herzegowina, dem muslimisch-kroatischen Landesteil, werde das Fach in einigen Kantonen sogar zweimal pro Woche unterrichtet.
Karadzic-Verhaftung: Unterschiedliche Reaktionen aus der Römisch-katholischen Kirche
(SARAJEVO, BELGRAD) Die Reaktionen der hohen Vertreter der Römisch-katholischen Kirche im ehemaligen Jugoslawien auf die Verhaftung Radovan Karadzics sind sehr unterscheidlich. Der Erzbischof von Vrhbosna, Vinko Kardinal Puljic, sagte, ihm sei unklar, warum die Suche nach Karadzic so lange gedauert habe. Es sagte auch: «Es stellt sich die Frage, warum es gerade jetzt günstig war, dass er verhaftet wird». Dadurch unterstellt der bosnische Erzbsichof der serbischen Regierung offensichtlich, dass sie Karadzic auch früher verhaften konnte.
Der römisch-katholische Erzbischof von Belgrad Stanislav Hocevar sagte dagegen, dass man die Zusammenarbeit der serbischen Regierung mit dem Tribunal in Den Haag als ein Zeichen dafür interpretieren solle, dass der serbische Präsident Boris Tadic und die Regierung Serbiens sich darüber im Klaren seien, dass die Bürger Einheit, Stabilität und Frieden brauchen. Man wünsche eine «Heilung der Vergangenheit» und «Öffnung der Zukunft», so Erzbischof Hocevar. Er verlangte, dass die «verbreiteten Vorurteile» über Serbien überwunden werden. Man könne nicht ein ganzes Volk wegen der Verbrechen von Einzelnen anklagen, sagte der Erzbischof. Die Integration des Balkans in die EU würde zur Versöhnung und der Lösung von «zahlreichen offenen politischen Problemen» beitragen. Dabei solle man die serbische Identität der «ostchristlichen Kultur» respektieren und den Dialog zwischen dem Westen und dem Osten des Kontinentes fördern.
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